Der Einsatz von Filtern in der Landschaftsfotografie - Grauverlaufsfilter
In der Landschaftsfotografie ist der Einsatz verschiedener Filter sinnvoll. Graufilter erhöhen die Belichtungszeit und ermöglichen Langzeitbelichtungen am Tag. Grauverlaufsfilter sorgen für eine ausgeglichene Belichtung zwischen Vordergrund (Landschaft) und Hintergrund (Himmel). Polarisationsfilter (Polfilter) verstärken Farben und entfernen störende Reflexionen. In diesem Artikel erkläre ich die Wirkung von Grauverlaufsfiltern anhand von Beispielen und gebe Tipps zur Anwendung.
Grauverlaufsfilter
Auf vielen Fotos ist der Himmel überbelichtet oder die Landschaft unterbelichtet. Dies liegt daran, dass der Dynamikumfang zwischen Vordergrund (Landschaft) und Hintergrund (Himmel) sehr groß ist (>16 Blenden). Moderne Kameras können hingegen nur einen Dynamikumfang von 10 bis 14 Blenden aufnehmen. Um ein korrekt belichtetes Foto zu erhalten, könnte man nun zwei Aufnahmen der Szene anfertigen: Eine korrekt belichtete Aufnahme für den Himmel und eine korrekt belichtete Aufnahme für die Landschaft. Diese werden dann später mit einer Bildbearbeitungssoftware zu einem Foto zusammengesetzt (HDR oder Exposure Blending). Einfacher ist es jedoch, sogenannte Grauverlaufsfilter zu verwenden.
Grauverlaufsfilter sind transparente Filter, die im oberen Bereich abgedunkelt sind. Der Grauverlaufsfilter wird nun so vor die Linse gehalten, dass der helle Himmel mit dem dunklen Bereich des Grauverlaufsfilters überdeckt wird. In diesem Bereich wird weniger Licht durchgelassen, sodass ein ausgewogenes belichtetes Foto entsteht. Die folgenden Abbildung veranschaulicht den Effekt eines Grauverlaufsfilters: Ohne Einsatz des Grauverlaufsfilters (linkes Foto), ist der Himmel stark überbelichtet, während das Foto mit Grauverlaufsfilter (rechtes Foto) korrekt belichtet ist. Den Unterschied kann man auch gut am Histogramm erkennen.
Wahl des richtigen Verlaufsfilters
Es gibt verschiedene Arten von Grauverlaufsfiltern. Diese unterscheiden sich in der Stärke und dem Verlaufstyp. Die Stärke gibt an, um wieviele Blenden der dunkle Bereich abgedunkelt werden soll. In 90% aller Aufnahmesituationen erzielt man mit einem ND 0.9 Grauverlaufsfilter mit 3 Blendenstufen das beste Ergebnis. Seltener benötigt man einen Grauverlaufsfilter der Stärke ND 0.6 (2 Blendenstufen), da dieser den oberen Bereich nur sehr schwach abdunkelt. Ein ND 1.2 (4 Blendenstufen) Grauverlaufsfilter ist vor allem bei Gegenlicht sinnvoll (z.B. Fotografieren in Richtung der Sonne). Mehrere Filter können auch kombinieren werden, falls der Dynamikumfang sehr hoch ist. Zum Beispiel ergibt ein ND 0.9 und ND 0.6 Filter, ein Filter der Stärke ND 1.5. Der Verlaufstyp beschriebt den Übergang von dem transparenten Bereich in dem dunklen Bereich. Es gibt Grauverlaufsilter mit weichen (Soft Edge), harten (Hard Edge) und umgekehrten (Reverse) Verlauf. Für die meisten Aufnahmesituationen ist ein Grauverlaufsfilter mit weichen Verlauf die beste Wahl. Dieser dunkelt den Himmel ab; dabei werden jedoch in den Himmel hervorstehende Objekte wie Berge oder Bäume nicht zu stark abgedunkelt. Grauverlaufsfilter mit einem harten Übergang sollte man nur einsetzten, wenn der Horizont sehr gerade ist (z.B. an Seen oder am Meer). Ansonsten erscheinen in den Himmel hervorstehende Objekte auf dem Foto als schwarze Silhouette. Der Reverse Grauverlaufsfilter hat nach unten einen harten Verlauf und wird nach oben wieder lichtdurchlässiger. Damit wird verhindert, dass beim Sonnenaufgang oder -untergang der obere Teil des Himmels zu stark abgedunkelt wird. Den meistens ist genau der untere Bereich des Himmels (am Horizont) am hellsten. Auch dieser Filter eignet sich aufgrund des (unteren) harten Verlaufes vorwiegend für Szenen mit geraden Horizont. Die folgende Abbildung veranschaulicht unterschiedliche Stärken und Typen von Grauverlaufsfiltern.
Die folgenden beiden Fotos zeigen den Unterschied zwischen einem 0.9 Soft Edge und 0.9 Reverse Grauverlaufsfilter. In diesem Fall ist der Reverse Grauverlaufsfilter aufgrund des geraden Horizontes perfekt geeignet und führt zu deutlich besseren Ergebnissen als der Soft Edge Grauverlaufsfilter:
Einsatz von Grauverlaufsfiltern
Grauverlaufsfilter werden als "Schiebefilter" eingesetzt, da sich der Horizont je nach Komposition des Fotos immer an einer anderen Position befindet. Die meisten Hersteller bieten Systeme an, bei denen zuerst ein Adapterring auf das Objektiv geschraubt wird. Auf diesen Ring wird ein Filterhalter montiert, in dem ein oder mehrere Filter hineingesteckt werden können. Der Filter wird nun so in den Filterhalter geschoben, dass nur der Horizont mit dem dunklen Bereich abgedunkelt wird. Schiebefiltersyteme haben mehrere Vorteile:
- Filter und Filterhalter lassen sich schnell montieren und wechseln.
- Filter können auf allen Objektiven eingesetzt werden. Man benötigt lediglich verschiedene Adapterringe für Objektive mit unterschiedlichen Filterdurchmesser.
- Die meisten Hersteller bieten für das Schiebefiltersytem nicht nur Grauverlaufsfilter sondern auch Graufilter und Polfilter an.
Welchen Verlaufstyp man einsetzt, richtet sich nach dem Motiv (gerader vs. ungerader Horizont) und die Stärke nach dem Dynamikumfang der Szene. Die optimale Stärke kann man berechnen, indem man in der Kamera die Belichtungszeit im TV-Modus fest einstellt und jeweils die Blende für den Vordergrund (Landschaft) und den Hintergrund (Himmel) misst (ohne montierten Grauverlaufsfilter). Der Unterschied der Blenden ergibt dann die richtige Filterstärke. Nach einiger Zeit entwickelt man ein Gespür dafür, welcher Filter für welche Aufnahmesituation der Richtige ist. Am Anfang sollte man mit den verschiedenen Filtern daher möglichst viel experimentieren. Man kann die Filter auch schräg einsetzten, indem der Filterhalter gedreht wird. Einige Fotografen bevorzugen es den Filter mit der Hand vor das Objektiv zu halten, anstatt einen Filterhalter zu benutzen.
Grauverlaufsfilter kaufen
Grauverlaufsfilter werden unter anderem von Cokin, Hitech, Lee und Singh-Ray angeboten. Meist müssen diese im Ausland (England, USA) bestellt werden, da viele deutsche Händler Grauverlaufsfilter leider nicht anbieten. Lee und Sing Ray Filter gelten als die besten am Markt, sind jedoch auch sehr teuer. Cokin Filter sind am günstigsten. Allerdings eigenen sich diese nicht, um direkt in die Sonne zu fotografieren und die Farben werden beim Einsatz mehrerer Filter leicht ins Magenta verschoben. Ein guter Kompromiss von Preis und Leistung sind meiner Meinung nach Hitech Filter.
Für den Anfang bzw. zum Ausprobieren empfehle ich sich erst einmal einen Grauverlaufsfilter der Stärke ND 0.9 mit weichem Übergang zu kaufen (falls man vorwiegend am Meer fotografieren möchte einen Grauverlaufsfilter mit hartem Übergang). Das zugehörige System mit Adapterring und Filterhalter kann man vorerst weglassen und den Filter mit der Hand vor das Objektiv halten. Wenn einem das Fotografieren mit Grauverlaufsfiltern gefällt, kann man sich anschließend ein komplettes System kaufen.
Die Größe der Grauverlaufsfilter sollte sich nach dem aktuellen bzw. zukünftigen Kamerasystem richten.Filtersysteme unter einer Breite von 100mm eignen sich nur für APS-C Kameras.Für Vollvormat-Kameras ist wegen der größeren Objektive ein System mit 100mm Filterbreite erforderlich, damit keine Vignettierung entsteht.Systeme über 150mm werden für Ultraweitwinkelobjektive (8mm an APS-C bzw. 12mm an Vollformat) benötigt.Viele Hersteller bieten für das System auch passende Polfilter und Graufilter an.Die folgende Tabelle gibt einen Überblick über die Hersteller:
Marke | Systeme (Breite in Millimeter) |
---|---|
Cokin | A (67mm) / P (84mm) / Z (100mm) / X-Pro (130mm) |
Hitech | 85mm / 100mm / 165mm |
Lee | 100mm |
Singh Ray | P (84mm) / Z (100mm) / X-Pro (130mm) |
Tiffen | 100mm |