Tapas, Tradition und Traumlandschaften: Unser Roadtrip durch Andalusien
Im Herbst habe ich gemeinsam mit meiner Freundin Anna einem zweiwöchigen Roadtrip durch Andalusien unternommen. In diesem Reisebericht stelle ich unsere Reiseroute vor und gebe hilfreiche Reisetipps für eine Rundreise durch Spaniens südlichste Region. Wir haben uns eine Route zusammengestellt, bei der wir alle Top Highlights von Andalusien besuchen konnten und zudem eine abwechslungsreiche Mischung aus größeren Städten, kleinen Bergdörfern und Natur während der Reise auf uns wartete.
Stationen unserer Andalusienreise
Als Start- und Zielpunkt unserer Reise haben wir Málaga gewählt, von wo aus es zunächst östlich entlang der Costa del Sol über Nerja nach Alhama de Granada und anschließend in Richtung Norden nach Granada ging. Als nächstes folgte die Bergregion Cazorla mit den beiden Renaissance-Städten Úbeda und Baeza, die definitiv einen Abstecher wert sind. Nach Erkundung des Nordens ging es weiter in Richtung Westen zu den historischen Städten Córdoba und Sevilla. Unsere weitere Route führte uns über das wunderschönen weiße Bergdorf Arcos de la Frontera nach Süden an die Costa de la Luz zu Cádiz und Vejer de la Frontera. Natürlich haben wir auf dem Weg dorthin auch Jerez de la Frontera besucht und in einer Bodega alles über die Herstellung von Sherry gelernt – Verkostung inklusive. Danach führte uns unsere Route wieder in die Berge nach Ronda, von wo aus weitere wunderschöne, weiße Bergdörfer gut zu erreichen sind. Zum Schluss ging es über Marbella zurück nach Málaga. In dem folgendem Reisebericht werden die Stationen entlang der Reiseroute genauer vorgestellt.
Station 1: Málaga - Ein erster Blick auf die Schönheit der maurischen Bauweise
Als Startpunkt haben wir Málaga ausgewählt, weil dieser Ort direkt an der Costa del Sol liegt und von Deutschland aus gut per Flugzeug zu erreichen ist. Nach unserer Ankunft haben wir am Flughafen direkt unseren Mietwagen abgeholt. Da die Straßen in Andalusien, insbesondere in kleineren Bergdörfern oder Innenstädten, oft sehr eng sind, haben wir uns für ein kleineres Auto entschieden. Dies stellte sich im Nachhinein als gut durchdacht heraus, da es selbst mit dem kleinen Corsa an manchen Stellen knifflig war, ohne einen Kratzer die Straße zu passieren.
Unser erstes Highlight in Málaga war die Besichtigung der Alcazaba. Von dort aus hat man einen wunderschönen Blick über die Stadt und den Hafen, um sich einen ersten Überblick zu verschaffen. Die schönen Bögen und Gemäuer haben einen ersten Geschmack auf die einzigartige Schönheit der maurischen Bauweise gegeben, die es noch im Laufe der Reise zu entdecken gab.
Im Anschluss haben wir in der historischen Altstadt unter anderem den Palacio Episcopal und das Teatro Romano erkundet und den Tag bei spanischen Köstlichkeiten und Wein ausklingen lassen. Für uns war der Tag perfekt, auch wenn wir zunächst mit dem Temperaturunterschied gegenüber Deutschland zu kämpfen hatten.
Station 2: Nerja und Frigiliana - Weiße Dörfer und malerische Küstenansichten
Am Morgen unseres zweiten Tages ging es früh entlang der Costa del Sol nach Frigiliana, einem weißen Dorf nahe der Küste. Dadurch dass wir so früh unterwegs waren, hatten wir das historische Bergdorf zunächst ganz für uns. Frigiliana überzeugt mit seinen schönen Mosaiken auf den Gehwegen und den vielen kleinen von Blumen geschmückten Gassen. Die Gastfreundlichkeit der Dorfbewohner war an jeder Ecke zu spüren – bei jeder Begegnung wurden wir mit einem freundlichen „Buenos días“ gegrüßt.
Im Anschluss sind wir zurück zur Küste nach Nerja gefahren. Vom „Balcon de Europa“, einer Aussichtsplattform oberhalb einer Klippe, bietet sich ein toller Blick auf das Meer und die felsige Küste der Costa del Sol. Ansonsten ist Nerja ein typischer Badeort an der Costa del Sol mit einigen Geschäften und Restaurants in der Stadt. Zur Mittagszeit haben wir unter einer Palme kurz Pause gemacht, bevor es weiter zu unserem nächsten Ziel ging. Grundsätzlich bietet sich die Mittagszeit gut für Transferfahrten an, da es dann oft viel zu warm ist, um die Orte zu erkunden. Nicht umsonst machen die Spanier bis in die frühen Abendstunden Siesta.
Station 3: Alhama de Granada - Ein verstecktes Juwel in der Schlucht
Auf zu unserem nächsten Ziel unserer Rundreise: Alhama de Granada. Von Nerja aus ging es über ein karges trockenes Hochplateau nach Norden. Alhama de Granada liegt am Rand der Schlucht Los Tajos, durch die der Río Alhama fließt. Obwohl der Ort für seine heißen Quellen, die „Alhamas“ bekannt ist, spürt man im Gegensatz zur Küste kaum etwas vom Tourismus. Tagsüber in der Mittagshitze war der kleine Ort regelrecht verlassen. Abends wurden wir in einer einfachen Taverne am Marktplatz mit köstlichen Tapas überrascht.
Die dicht bewachsene Schlucht von Alhama ist über mehrere Stellen vom Dorf aus erreichbar. Ein einzigartiger Blick über die Schlucht auf den Ort bietet sich von einer Klippe oberhalb des Dorfes. Von unserer urgemütlichen Unterkunft aus konnten wir zudem den Blick in die Schlucht beim Frühstück am nächsten Morgen genießen.
Station 4: Granada - Der atemberaubende Blick auf die Alhambra und die Schönheit der Sierra Nevada
Am nächsten Tag erwartete uns mit der weltberühmten Alhambra in Granada ein Highlight unserer Andalusienreise. Die Alhambra war Palast und Festung der Nasriden und die letzte Bastion der Mauren in Spanien. Leider konnten wir keine Karten mehr für eine Besichtigung der imposanten Stadtburg ergattern, jedoch bietet sich von einem gegenüberliegenden Hügel im jüdischen Albaicín Viertel ein fantastischer Blick auf das Bauwerk. Dieses Viertel ist perfekt, um sich durch die engen Gassen treiben zu lassen, in denen es immer wieder Neues zu entdecken gibt.
Am Folgetag haben wir einen Abstecher in den nahe gelegenen Parque Nacional de Sierra Nevada unternommen. Dort ist es möglich mit dem Auto auf bis 2500 Meter Höhe zu fahren und die Aussicht auf die schneebedeckten Berge der Sierra Nevada zu genießen. Bevor es weiter nach ging haben wirvor Ort noch einen botanischen Garten angeschaut.
Station 5: Cazorla - Entdeckungstour durch das malerische Bergdorf und den Naturpark
Als nächstes führte uns unsere Route in das schöne Bergdorf Cazorla. Für die Fahrt haben wir bewusst eine Route ohne Autobahn gewählt, da wir so viele Eindrücke wie möglich von der Landschaft und den Orten mitnehmen wollten. Unter anderem haben wir so der Renaissance-Stadt Úbeda einen Besuch abgestattet und sind durch die endlosen Olivenbaumplantagen der Provinz Jaén vorbeigekommen.
Der Ort Cazorla hat uns auf Anhieb gefallen. Die Altstadt schmiegt sich malerisch an die Hänge des Parque Natural Sierras Cazorla. Über den weißen Häusern der Altstadt thront die Castillo de la Yedra Burgruine. Aufgrund der Lage ist der Ort zudem ein idealer Ausgangspunkt um den Parque Natural Sierras Cazorla zu erkunden.
Am nächsten Tag haben wir direkt eine Tagestour durch den Naturpark unternommen. Nach dem Trubel der vergangenen Tage war dies eine willkommene Abwechslung. Dabei hat uns der Aussichtspunkt Mirador Félix Rodríguez de la Fuente am Guadalquivir Stausee sowie eine Wanderung in die Cerrada del Utrero Schlucht gut gefallen. Von der Passstraße A-319 hat man atemberaubende Blicke in die Berge und die endlosen Olivenbaumplantagen der Provinz Jaén. Zudem konnten wir unzählige Adler beim Kreisen über die Berggipfel beobachten.
Station 6: Córdoba - Historisches Erbe und die beeindruckende Mezquita Catedral
Nach zwei schönen Tagen in Cazorla sind wir unserer Reiseroute folgend weiter nach Córdoba gefahren. Nachdem wir in unsere Unterkunft angekommen sind, haben wir uns direkt die römische Brücke Puente Romano über den Guadalquivir Fluss und den Torre de la Calahorra angeschaut. Danach sind wir durch das jüdische Stadtgebiet, die Juderia, geschlendert. Immer wieder haben wir in den engen Gassen kleine versteckte Innenhöfe entdeckt.
Am nächsten Morgen sind wir früh los zur Mezquita Catedral, denn zu dieser Zeit ist hier noch freier Eintritt. Wir hatten Glück und waren unter den ersten Besuchern in der Kathedrale - der Touristenansturm folgt dann zu späteren Uhrzeiten. Das Bauwerk ist aufgrund der Größe, der vielen Gebetshallen und der unzähligen Hufeisenbögen unglaublich imposant und war defninitv eines der Highlights unserer Andalusienreise. Anschließend haben wir den prachtvolle Adelspalast Palacio de los Marqueses de Viana besichtigt.
Station 7: Sevilla - Lebendige Atmosphäre, beeindruckende Architektur und köstliche Tapas
Mit Sevilla wartete die größte Stadt der Reise auf uns. Unser Hotel lag direkt an der Fußgängerzone in der Innenstadt, welche von großen Sonnenblenden überspannt wird. Ein perfekter Ausgangspunkt um die lebendige Stadt zu entdecken.
Das Wahrzeichen von Sevilla ist die Giralda - ein Turm der Kathedrale von Sevilla (Santa María de la Sede). In der größten gotische Kirche der Welt befindet sich das Grabmal von Christoph Kolumbus. Direkt daneben schließt der malerische Plaza Virgen de los Reyes und die Mateos Gago Straße mit zahlreichen barocke Häusern an. Der spanische Platz (Plaza de España), der 1929 anlässlich der Iberoamerikanische Ausstellung gebaut wurde, ist zwar sehr eindrucksvoll, wirkte auf uns jedoch etwas künstlich und ist zudem sehr überlaufen. Auf jeden Fall lohnt sich ein Besuch der Reales Alcázares de Sevilla, die auch heute noch von der spanischen Königsfamilie als königliche Residenz genutzt wird. In dem Inneren kann man Innenhöfe mit Säulen, mit Ornamenten verzierte Räume, prunkvolle Decken sowie eine weitläufige Gartenanlage entdecken.
Abends haben wir in einer der zahlreichen Tapas Bars gegessen. Sevilla gilt nicht umsonst als die “Stadt der besten Tapas” - zahlreiche neue Tapas Variationen wurden von uns mit Genuss verkostet.
Station 8: Arcos de la Frontera - Charmantes Bergdorf über dem Fluss Guadalete
Nach der Großstadt stand wieder ein kleines Bergdorf an: Arcos de la Frontera liegt im Landesinneren malerisch auf einem hohen steilen Felsen oberhalb des Flusses Guadalete. In der Altstadt haben wir Abends in einem kleinen Restaurant unter freiem Himmel leckere Tapas genossen und dazu Sherry und Tinto de Verano getrunken. Da der Ort nur relativ wenig Touristen anzieht, waren wir alleine unter den Einheimischen und konnten so die andalusische Lebensart auf uns wirken lassen. Immer wieder sind wir erstaunt, wie lebendig es in den Orten am späten Abend wird.
Station 9: Cádiz - Historisches Erbe, Sherry und Küstenzauber in Cádiz
Als nächstes ging es auf unserer Rundreise Richtung Küste nach Cádiz. Auf dem Weg haben wir uns noch den Ort Jerez de la Frontera angeschaut. Die Heimatstadt des Sherrys fanden wir weniger interessant als der Besuch einer der zahlreichen Bodegas. Bei einer Führung durch den Sherry-Keller der Bodegas Osborne haben wir viel interessantes über das Solera Verfahren zur Herstellung von Sherry gelernt. Leider konnten wir die anschließende Sherry-Verkostung nicht voll ausnutzen, da wir mit dem Auto angereist sind - ein Fehler, der uns beim nächsten Mal nicht mehr passiert.
Danach wartete das Meer und der Küstenort Cádiz auf uns. Von dem Torre Tavira hatten wir einen unglaublichen Panoramablick über die Dachterrassen von Cádiz, das Meer und zu der Catedral de Santa Cruz de Cádiz mit der markanten goldenen Kuppel. Eine Besonderheit in Cádiz sind zudem die unzähligen Wachtürme auf den Häusern, die den Kaufleuten im Mittelalter dazu dienten ankommende Händler möglichst früh zu erkennen. Den Abend haben wir nach einem leckeren Fischgericht an der Promenade von Cádiz ausklingen lassen.
Station 10: Vejer de la Frontera - Weiße Schönheit auf einem Hügel
Weiter südlich liegt das weiße Dorf Vejer de la Frontera auf einem Hügel etwa 10 km von der Costa de la Luz entfernt. Der historische Kern des Dorfes ist komplett von einer Stadtmauer umgeben, von der sich ein wunderbaren Blick in die umliegende Landschaft bietet. Bei einem ersten Rundgang durch das Bergdorf haben wir unzählige versteckte, blumengeschmückte Innenhöfe entdeckt.
Den Nachmittag haben wir zur Abwechslung am naheliegenden Strand verbracht. Abends sind wir noch einmal durch die Altstadt geschlendert und haben in einem der modern und abwechslungsreich eingerichteten Restaurants gegessen.
Station 11: Tarifa - Das Tor zu Afrika und das Paradies für Wind- und Kitesurfer
Tarifa, der nächste Ort auf unserer Reiseroute, ist der südlichsten Punkt des europäischen Festlandes und liegt an der engsten Stelle der Straße von Gibraltar. Bei gutem Wetter kann man den nur 14 km entfernten afrikanischen Kontinent sehen. Die beiden Kontinente werden durch Fährverbindung mehrmals täglich verbunden. In dem Küstenort ist der afrikanischen Einfluss daher allgegenwärtig, was sich insbesondere auf die angebotenen Waren und das Essen auswirkt. In der Stadt selbst ist die Festung San Sebastian und der Mirador Africa sehenswert. Am westlichen Strand kann man bei entsprechendem Wetter den Wind- und Kite Surfern zusehen.
Station 12: Ronda - Die majestätische Stadt auf dem Felsplateau und die weißen Dörfer der Umgebung
Für die kommenden Tage ging es wieder in das bergige Inland von Andalusien. Unser Ziel für die nächsten zwei Tage war Ronda. Auf der Fahrt entlang der Landstraßen A-377 und A-369 sind wir an mehreren kleinen weißen Dörfern (Casares, Gaucín, Algatocín und Benadalid) vorbeigekommen. In Casares haben wir einen Zwischenstopp eingelegt und auf dem Platz im Zentrum einen Espresso getrunken und die Atmosphäre genossen. Während der weiteren Fahrt haben immer wieder angehalten und die eindrucksvollen Ausblicke auf die kleinen weißen Dörfern in der Berglandschaft genossen.
Ronda liegt direkt an einem steil abfallenden Felsplateau. Die maurisch geprägte Altstadt wird von der Neustadt durch eine tiefe Schlucht getrennt, über die drei Brücken (u.a. die historische Puente Nuevo) führen. In dem Ort ist insbesondere die Stierkampfarena, die Festung Castellar de la Frontera, der Palast Casa del Rey Moro, die Wassermine La Mina de Agua und der Platz Plaza del Socorro mit der Kirche Iglesia del Socorro sehenswert. Von einem Wanderweg hat man einen atemberaubenden Blick auf die Stadt, die Schlucht und die Puente Nuevo. Leider ist der Ort tagsüber sehr überlaufen, da viele Strandurlauber von der Costa del Sol einen Tagesausflug nach Ronda unternehmen.
Für den nächsten Tag haben wir uns die „Routa de los Pueblos Blancos“ vorgenommen. Diese Rundtour führt durch eindrucksvolle Berglandschaften zu den weißen Dörfern Grazalema, Zahara de la Sierra und Setenil de las Bodegas. Besonders malerisch ist der Ort Setenil de las Bodegas, in dem die Häuser teilweise direkt unter die überhängenden Klippen gebaut wurden. Genau als wir dort waren, wurden wir von einem schweren Unwetter überrascht und mussten zunächst im Ort bleiben, da die Straßen komplett überflutet waren. Zum Glück waren wir tagsüber nicht in Ronda, wo teilweise Autos von den Wassermassen weggeschwemmt wurden.
Am letzten Tag sind wir über Marbella zu unseren Ausgangspunkt Málaga gefahren und haben bei einem schönen Abendessen ein letztes mal Tapas, Tinto de Verano und andalusischen Flair genossen.
Die Reise durch Andalusien hat uns beiden sehr viel Spaß gemacht und war sehr interessant. Zu unseren Highlights gehört definitiv die Mezquita Catedral de Córdoba, der Reales Alcázares de Sevilla, Cazorla und der nahe gelegene Naturpark sowie die vielen kleinen weißen Bergdörfer. Für uns macht insbesondere der Kontrast zwischen Okzident und Orient den Reiz von Andalusien aus. Dazu bietet die Region sehr leckeres Essen und Trinken wie Tapas, Tinto de Verano (Rotwein mit Limonade) und Sherry. Wir können eine Reise nach Andalusien daher uneingeschränkt empfehlen. Wer einmal dort war, kommt gerne zurück.
Mit guter Vorbereitung reichen für eine Reise durch Andalusien zwei Wochen aus, um die schönsten Orte in der südlichsten Region von Spanien zu besuchen. Bei drei Wochen hat man an den einzelnen Orten jedoch mehr Zeit hat und kann noch den ein oder anderen Abstecher abseits der Reiseroute unternehmen. In einem weiteren Artikel habe ich zusätzlich zu diesem Reisebericht die schönsten Reiseziele in Andalusien übersichtlich zusammengefasst und gebe weitere hilfreiche Reisetipps für eine Rundreise durch Andalusien.